Aktionstag „Welttag der Armen“ lud ein zum Blickwechsel
Am vergangenen Wochenende ist in der katholischen Kirche der „Welttag der Armen“ begangen worden. Dieser weltweite Aktionstag rund um den 15. November stand auch an vielen Orten Duisburgs im
Mittelpunkt besonderer Aktionen. Dazu gehörten neben dem Verkaufsstart selbstgefertigter Produkte von Duisburger Projektteams im Rahmen einer Challenge um das ertragreichste Verkaufs- und
Spendenprojekt auch thematische Gottesdienste wie zum Beispiel eine besondere Vorabendmesse am 14. November in der Pfarrkirche St. Michael in Meiderich.
An diesem Abend erwartete die Kirchenbesucher ein etwas anderer Gottesdienst unter Leitung von Generalvikar Klaus Pfeffer und Schwester Mariotte Hillebrand mit einem außergewöhnlichen
Altargespräch. Moderiert von Schwester Mariotte berichteten dort Lina Kufner von der Duisburger Werkkiste und Schwester Ursula Preußer vom Petershof in Marxloh über ihre Erfahrungen im Umgang mit
Menschen, die ihrem Leben eine neue Richtung gegeben haben, nachdem sie erlebt hatten, dass andere an sie und ihre Fähigkeiten glaubten. Beide zeigten sich davon überzeugt: Wem es gelingt, seine
eigenen Talente und Fähigkeiten zu entdecken und zu entfalten, der oder die findet oft auch einen Ausweg aus der Sackgasse des eigenen Lebens und kann ihm eine neue Richtung geben.
Dem Leben bisherigen Erfahrungen zum Trotz eine neue Richtung geben
Dass solche Richtungsänderungen bisherigen Erfahrungen und Erwartungen zum Trotz gelingen können, davon erzählte auch der 24-jährige Maurice Glaeser. Er besucht schon seit einiger Zeit regelmäßig
das Café TIKC, eine Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsene der Duisburger Werkkiste in Obermarxloh. Anfangs war er nur gekommen, weil er hier Sozialstunden abzuleisten hatte. Doch dann
ist er geblieben. Denn Maurice traf hier auf Menschen, die ihm etwas zutrauten und sich für ihn interessierten, und auf solche, denen er selbst helfen konnte. „Hilfsbereit war ich eigentlich
schon immer“, berichtete der junge Mann. Nur war ihm nicht so klar gewesen, dass auch dieser Wesenszug eine Fähigkeit und ein Talent ist, mit dem er sich in einer Gemeinschaft einbringen kann. Er
wurde vom gefühlt „Armen“ zum „Reichen“, und sei es nur für den Moment, wenn andere durch seine Unterstützung („komm, das kann ich dir doch abnehmen“) Entlastung im eigenen Arbeitsalltag erfahren
konnten.
Diese langsame Erkenntnis seiner eigenen Stärken und ein gewachsenes Selbstbewusstsein waren es, die Maurice halfen zu merken, was in ihm steckt. Heute hat der ehemals obdachlose junge Mann eine
eigene Wohnung und mit seinen fast 25 Jahren nun auch eine Ausbildungsstelle in Aussicht. „Solche Geschichten rühren nicht nur an, sie beflügeln auch das eigene Leben und machen Mut, sich auch
seiner eigenen Talente und Fähigkeiten wieder bewusster zu werden“, betonte Klaus Pfeffer in seinem Schlusswort. Der „Welttag der Armen“ sei also mitnichten nur ein Aktionstag, um „mal was für
Arme zu tun“. Wer arm ist und wer reich, das habe viel mehr mit der Perspektive zu tun. „Der Blickwechsel macht den Unterschied.“
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